Nördlingen: Schwert aus der Bronzezeit überrascht Archäologen

Bild: blfd.bayern.de / © Archäologie-Büro Dr. Woidich/Sergiu Tifui

In der bayrischen Kreisstadt Nördlingen sollen neue Firmenhallen entstehen. Die zugehörigen Baumaßnahmen haben im Juni 2023 zu einem unerwarteten Fund geführt, über den sogar internationale Medien wie die BBC und der britische “Guardian” berichteten. Denn bei den Grabungen stieß man auf ein mehr als dreitausend Jahre altes Bronzeschwert, das noch immer glänzt.

Seltener Fund in außergewöhnlichem Zustand

Bei dem Fund handelt es sich um ein Vollgriffschwert mit einem achteckigen Griff aus massiver Bronze. Die Herstellung solcher Waffen war mit großem Aufwand verbunden, denn der Griff musste in einem als Überfangguss bezeichneten Verfahren über die Klinge gegossen werden. Das Exemplar aus Nördlingen ist noch dazu mit Mustern, Gravuren und zwei echten Nieten verziert.

Expertenmeinungen zufolge könnte das Schwert aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert vor Christus stammen, also aus der mittleren Bronzezeit. Schwertfunde aus dieser Epoche sind äußerst selten. Meist handelt es sich um im neunzehnten Jahrhundert unsachgemäß geöffnete Grabhügel oder einzelne Opferfunde.

Das Schwert aus Nördlingen unterscheidet sich von den meisten anderen Funden durch seinen außergewöhnlichen Zustand. Das Bayrische Landesamt für Denkmalpflege teilte mit, es würde beinahe noch glänzen. Im Laufe der Zeit habe sich die Bronze grünlich verfärbt und die Klinge weise kleine Abplatzungen auf. Andere Makel gibt es allerdings nicht. Davor wurde die Waffe durch den dichten, luftundurchlässigen Boden bewahrt.

Die Einordnung des Fundes steht noch aus

Gefunden wurde das Bronzeschwert im Nördlinger Ries, einem Meteoriten-Einschlagskrater zwischen der Schwäbischen und der Fränkischen Alb. Dieser Ort war in der Vorgeschichte und während der Zeit des Römischen Reiches stark besiedelt. Archäologische Funde sind daher nicht selten, der älteste ausgegrabene Gegenstand ist ein mindestens 70.000 Jahre alter Faustkeil.

Bild: blfd.bayern.de / © Archäologie-Büro Dr. Woidich/Sergiu Tifui

Bei dem 2023 gefundenen Schwert handelt es sich vermutlich um eine getragene Waffe. Zwar befindet sie sich in ungewöhnlich gutem Zustand und ist reich verziert, auch Hiebspuren gibt es nicht. Doch der Schwerpunkt befindet sich im vorderen Teil der Klinge. Das deute laut Expertenmeinung darauf hin, dass das Schwert kein Zierstück ist, sondern für den Kampf konzipiert war.

In dem Grab, aus dem das Schwert stammt, befinden sich außerdem einige Pfeilspitzen, Keramik und die Gebeine dreier Personen. Der Mann, die Frau und das etwa zwölf Jahre alte Kind wurden offenbar kurz nacheinander bestattet. Ob sie miteinander verwandt sind, ist bisher unbekannt.

Was wird mit dem Schwert geschehen?

Die bayrischen Forschenden planen eine weitere Analyse des Schwertes und der übrigen Bestattung, um das Grab besser einordnen zu können. Dazu zählen beispielsweise Röntgen- und CT-Aufnahmen, aber auch Untersuchungen der verschiedenen Legierungen.

Wohin das Schwert im Anschluss gebracht wird, ist noch nicht entschieden worden. Es ist anzunehmen, dass es einen Platz in einer Vitrine finden wird, vermutlich in einer Dauerausstellung eines Museums. Bis das passiert, gibt es womöglich schon neue Informationen darüber, wer die bronzene Waffe eines Tages getragen hat.

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